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Henri Leconte NYC & US Open

Publikum

 

Ein weiterer Tag in Flushing Meadows. Alles wie immer, die Tasse Kaffee am Morgen, Fitnessraum, in Richtung Stadion fahren.

 

Gestern Abend endete übrigens das Spiel zwischen Gael Monfils und John Isner um Mitternacht Ortszeit. Gael erlitt eine Niederlage in 4 Sätzen.

 

Heute ein Thema, das mich fasziniert ... Das unglaubliche Publikum in Flushing Meadows. Es ist so anders als bei den anderen Grand Slam Turnieren. Ein verrücktes, sehr begeistertes Publikum. Ich liebe und hasse es zugleich.

 

Ich erkläre Ihnen warum ... 1987 stand ich Jimmy Connors bei den US Open gegenüber. Wir spielen auf dem Center Court, es ist sehr still. Auf mir lastet ein enormer Druck und natürlich die Angst zu versagen, vor allem aber dieser Applaus und Begeisterungsstürme für Connors, wie eh und je ... Die Vorstellung der Spieler war schon einfach verrückt. Wenn Connors am Ball war dachte ich, das Stadium würde unter dem Geschrei einstürzen. Die ersten Minuten waren schrecklich, meine Beine zitterten. Aber nach einer Viertelstunde und einigen Ballwechseln wurde es erträglicher. Wenn Connors einen Punkt machte, dann war es der reine Wahnsinn, man dachte hier ist der Super Bowl! Connors tat sich schwer mit dem Publikum zu kommunizieren, er war der Gladiator und teilweise machte er sehr obszöne Gesten. Tja, Jimmy Connors bei den US Open. Für mich ist es immer noch extrem motivierend, dass ich dabei war.

 

Das US Open Publikum ist sehr offen, liebt die Show, ein großes Mundwerk, charismatischen Charaktere und Schlachten auf dem Platz.

 

Kein anderer Grand Slam ist so wie US Open. Ich erinnere mich, während der Abend-Spiele ist da immer so ein Typ, der völlig ausflippt. Er tanzt auf der Galerie, zieht sich aus und singt! Ich liebe Flushing Meadow!

 

Bis die Tage!

 



folterkammer

Folterkammer

 

Wie jeden Morgen seit ich in New York ankam bin ich wegen des Jetlags sehr früh wach. Um mir die Zeit zu vertreiben, aber auch um in Form zu bleiben habe ich beschlossen, ins Fitnessstudio zu gehen.

 

Es erinnert mich sehr an meine früheren Work Out Tage mit viel Leid, aber auch mit viel Freude. Ich habe immer sehr hart trainiert um stärker und schneller zu werden, aber gezwungenermaßen auch zur Rehabilitation nach Verletzungen. Um meinen Rücken nach der Operation zu stärken trainierte ich jeden Tag, über Monate hinweg. Ich litt enorm und dachte, es wäre aus. Aber aufgeben kam für mich dennoch nie in Frage.

 

Und jetzt bin ich wieder in diesem Trainingsraum um fit zu bleiben und noch besser zu werden, und um nicht auszusehen wie ein kranker Elefant auf Antibiotika. Das sagte Patrice Hagelauer, Trainer des französischen Davis Cup-Teams im Jahr 1991 zu mir als ich auf dem Tennisplatz zu langsam und unbeweglich war. Man muss leiden um an die Spitze zu kommen und noch viel mehr leiden, um dort zu bleiben! 

 

Also, wenn ich fit bleiben möchte und Spaß mit meinen Freunden auf der Legends und Champions Tour haben möchte, muss ich eben ins Gym gehen – in die Folterkammer. Es ist schwierig, aber es muß sein. 

 

Zu meiner Überraschung traf ich heute morgen im Fitness-Center meinen Freund Sam Sumyk, den französischen Trainer der Tennisspielerin Victoria Azarenka, Nr. 2 der WTA-Weltrangliste. Sein Name mag seltsam erscheinen, er ist sehr Franzose und auch sehr Engländer. Ich mag ihn.

 

Ich startete meine Übungen und nach 30 Minuten Laufband bei einer Geschwindigkeit von 5,5 km/h bergauf (2%) steigerte ich die Steigung pro Minute um 1% bis auf 14%. Ich kann Euch sagen, es ist sehr anstrengend und schweißtreibend mit Sam dabei auch noch über die gestrigen Spiele zu diskutieren. Danach kamen die Übungen für meinen Rücken, mit stärkeren Gewichten um elastisch und härter zu werden. Es wirkt! 

 

Endlich unter der Dusche in meinem Zimmer. Hinterher schreibe ich meine Gedanken für Euch ins iPad und wisst Ihr was – ich fühle mich viel besser und fahre gestärkt nach Flushing Meadows um meine Eurosport-Show ‚Avantage Leconte’ mit dem gesamten Team vorzubereiten. Folterkammer rules!

 

 




Henri Leconte NYC & US Open

Regen

 

Heute ist ein "besonderer" Tag, es regnet! Das stört den gesamten Ablauf: am meisten davon betroffenen sind Spieler, TV und natürlich das Publikum. Die Spieler warten in den Umkleidekabinen, im Player Restaurant oder in den Behandlungsräumen.

 

Die US Open unterscheiden sich von anderen Turnieren, das Turnier ist viel größer als beispielsweise Roland Garros. Jeder irrt auf dem Gelände umher auf der Suche nach einem Platz unter einem Schirm oder Dach, die Polizei überwacht jede Bewegung der Menschenmenge die Schutz sucht.

 

Für die Spieler ist Regen sehr störend, sie müssen konzentriert bleiben und dürfen nicht zu viel Energie und Anspannung verlieren. Man muß jederzeit bereit sein wieder zu spielen, in fünf Minuten, drei Stunden oder manchmal sogar am nächsten Tag. Für mich als Moderator/Berater ist der Regen auch nicht "easy", da alles auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Die Turnierleitung ändert sämtliche Spielabläufe, natürlich auch mit Konsequenzen für meine Eurosport-Show.

 

Man verbringt die Zeit zwischen Turnierleitung, Pressezentrum und sucht einen überdachten Ort, um z.B. das Interview mit Marion Bartoli zu machen. Zum Glück haben wir einen Platz gefunden und schafften es, das Thema "das Dach des Arthur Ashe Center Court" zwischen zwei Stürmen innerhalb von dreißig Minuten zu filmen.

 

Aber der Tag war noch nicht zu Ende: Bis zuletzt die Spiele des Tages zu checken und noch ein Briefing mit Eurosport-Berater Bertrand Milliarden. Wir waren rund eine Stunde vor dem morgendlichen Berufsverkehr fertig und ich fuhr mit in dem letzten Shuttle nach Manhattan in mein Hotel.

 

Alles super anstrengend, aber auch sehr schön. Ich lebe noch, bin zwar fast am Verhungern ... bestelle Zimmerservice und dann ins Bett.

 

Wir sehen uns morgen !